Bekanntlich ging Kafkas literarische Karriere nach seinem Tod erst richtig los. Denn Brod veröffentlichte postum mehrere Werke, die er eigentlich vernichten sollte. So konnte Tucholsky im Herbst 1925 den „Prozeß“ in den Händen halten …
In der Besprechung des Romans hat Tucholsky den Kafka-Kult der vergangenen 100 Jahre bereits vorweggenommen.
Franz Kafka wird in den Jahren, die nun seinem Tode folgen, wachsen. Man braucht Niemand zu ihm zu überreden: er zwingt. Wände beleben sich, die Schränke und Kommoden fangen an zu flüstern, die Menschen erstarren, Gruppen lösen sich auf und bleiben wieder wie angebleit stehen, nur der Wille zittert noch leise in ihnen. Man sagt von Tamerlan*, er habe einmal seine Gefangenen mit Mörtel zu einer Mauer zusammenmauern lassen, zu einer brüllenden Mauer, die langsam verzuckte. So etwas ist es. Ein Gott formt eine Welt um, setzt sie neu zusammen, ein Herz steht am Himmel und scheint nicht, sondern klopft; ein Fetisch wandelt, eine Apparatur wird lebendig, nur, weil sie da ist, die Frage Warum? ist so töricht, beinah so töricht wie in der realen Welt …
https://www.sudelblog.de/ + *https://www.wikiwand.com/de/Timur
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.