Die Meerjungfrau ist eine Figur, die in der Lage ist, Gegensätze aufzulösen. Sie lädt dazu ein, überkommene Kategorien und Bewertungsmaßstäbe beiseitezulegen. Eine Seinsform, die vor Herrschaftsstrukturen flieht und sich gegen die so genannte „normale Menschheit“ positioniert. Eine Form der Störung, ein Modus des Nichtwissens, eine widerständige Ontologie, eine Fantasie des Lebens jenseits des Menschen. „Wenn ich groß bin, was werde ich dann? Meerjungfrau.“ – SWR2 Essay
Das Meeresrauschen auf dem Grund einer Muschel, an mein Ohr gehalten irgendwo in einer niedersächsischen Stadt, nichts als Häuser um mich herum und dahinter Felder, Felder, Felder, … – das Rauschen erzählt von bleichenden Riffen, von Übersäuerung, aber auch von dem Kind, das ich war, das Kind, das bis zu den Oberschenkeln im Meer steht, die bunte Regenjacke leuchtet neon gegen den Horizont, ein dunstiger Herbsttag, Weißwassertosen, allein in dieser Brandung, der Blick auf den Ozean, was macht es, was sucht es dort, was hat es gesehen, was hat es gehört?
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