Ö1 – Dienstag, 16. Februar 2021 16:05 Uhr – https://oe1.orf.at/player/live
Den Aussteigern und Nein-Sagern in der Literaturgeschichte ist eines gemeinsam: Sie entscheiden sich aus freien Stücken, in einem als ungerecht, banal oder unerträglich empfundenen Dasein nicht mehr mitzuspielen. Der wohl älteste Totalverweigerer war der sagenumwobene Diogenes von Sinope, genannt der Hund, der als obdachloser Einsiedler in einer Pithos, einem Faß als Unterschlupf gewohnt haben soll…
Auch der Ritter von der traurigen Gestalt, Don Quijote, hat als Held der Verweigerung Literaturgeschichte geschrieben: Sein Kampf gegen die Windmühlen gilt gleichsam als Kampf gegen den Lauf der Zeit, der letztendlich in das einsame aber idealistische Leben des Einsiedlers führt. Im 19.Jahrhundert erlebte der unangepasste Taugenichts erneut eine Renaissance: im Falle von Iwan Gontscharows Figur des faulen russischen Adligen Ilja Iljitsch Oblomow, der seine Umwelt durch seine Passivität ebenso wahnsinnig macht wie ‚Bartleby der Schreiber‘ in Herman Melvilles gleichnamiger Erzählung, der sich eines Tages weigert, weitere Kopier-Aufträge seines Chefs auszuführen.
Auch im 20. Jahrhundert machten sich Romanhelden auf, um zumeist in Einsamkeit den wahren Sinn des Lebens zu erforschen: das Nichts und das Nichts tun. Das von der chinesischen Philosophie geprägete Wu wei, das Nichthandeln, beschäftigt auch den Helden von Jack Kerouacs Roman ‚The Dharma Bums‘, der vom Zen-Buddhismus inspiriert ein Leben in der Einsamkeit der Berge wählt.