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Posts Tagged ‘Filosofaxen’

Eine Wassermelone kann man in Stücke schneiden. Kann man sie auch falten? Die Frage hat der amerikanische Computerwissenschafter Ernest Davis im Jahr 2016 in einem Aufsatz gestellt.  Kein Scherz. Davis beschäftigt sich seit langem ausgiebig mit dem «Benchmarking» künstlicher Intelligenz (KI), mit der Frage also, wie man die Leistung von Computern einschätzen kann. Dabei interessiert ihn vor allem eine kognitive Asymmetrie: Was für Menschen ein leichtes Problem ist, stellt sich für die Maschine oft als schwierig heraus – und umgekehrt…,..

Das war 2016. Heute haben wir den Textgenerator ChatGPT. Ich gab ihm die Frage ein, und er «antwortete»: Nein, als ein Sprachmodell bin ich nicht fähig, etwas physisch zu falten, einschliesslich eine Wassermelone. Klingt abgeklärt. ChatGPT scheint Davis’ Behauptung zu widerlegen. 

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2023/03/kann-man-eine-wassermelone-falten.html

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Was ist gerechte Ökologie? NZZ

Schon stecken wir mitten im Minenfeld der «Intersektionalität». Dieser Begriff bedeutet, dass eine Person aufgrund mehrerer Merkmale diskriminiert werden kann. Also nicht bloss als «schwarz», sondern als «schwarz und schwul».  Eine solche Überschneidung findet, wie der Eingangstext suggeriert, auch in der Ökologie statt. Bestimmte Gruppen von Menschen sind den Umwelteinflüssen empfindlicher ausgeliefert als andere.  

Diese Überschneidung fordert eine neue, eine gerechtere Art von Umweltschutz ein, den intersektionellen, wie ihn Leah Thomas nennt. Sie schreibt: «Die fehlende Repräsentation von (..) marginalisierten Stimmen (..) hat zu einem ineffektiven Mainstream-Umweltschutz geführt, der nicht wirklich für die Befreiung aller Völker dieses Planeten eintritt. Soziale und ökologische Ungerechtigkeit werden von der gleichen Flamme genährt». 

Mit solchen Tönen verschafft sich – so scheint es – eine Generation Gehör, die endlich die These des jüngst verstorbenen Wissenschaftsphilosophen Bruno Latour ernst nimmt: Die wichtigsten planetarischen Probleme sind «hybrid»; solche also, in denen sich ökologische, ökonomische, kulturelle, soziale, politische Themenlinien überschneiden,….

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2023/03/nzz-11.html

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Ist menschliche Intelligenz ein Luxusprodukt der Natur? 

Betrachten wir ein Exemplar aus der «unteren» Stufe der Evolution: die Bettwanze. Sie steht auf den Menschen wegen seines Bluts, Geruchs und Atems (Kohlendioxid). Sie ist ein kleines, flaches Insekt und kann sich an Orten verstecken, wo wir sie nicht vermuten. Die obligate Bibel in amerikanischen Hotels hält sie für sehr wohnlich. Im temperierten Dunkel Hunderter von frommen Seiten lauern ganze Blutsaugerpopulationen. Ihr kognitiver Apparat ist dazu entworfen, herauszufinden, wann wir am verletzlichsten sind…,..

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2023/02/mensch-und-bettwanze-ist-menschliche.html

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Rhetorik ist die listige Schwester der Logik. Sie tut so, als argumentiere sie zwingend, dabei will sie vor allem eines: manipulieren. Sie kann auch Gespräche totschlagen. Hier eine kleine Auswahl von Keulen, die gegenwärtig im Schwung sind. –

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2023/01/nzz-18.html

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Über die Tücken der Verallgemeinerung

Den Satz schrieb 2017 das Transgender-Model Munroe Bergdorf auf Facebook. Natürlich erhob sich umgehend ein Shitstorm. Man kann den Satz simpel, dumm, falsch, beleidigend, selber rassistisch finden. Das ist breitgetretener Quark. Darauf möchte ich hier nicht eingehen, sondern auf etwas Unsichtbares, Unscheinbares: die logische Struktur der Aussage. Sie enthält selber auch einigen Zunder. Der Satz lässt sich nämlich umformulieren in einen logisch gleichwertigen: «Alle Nicht-Rassisten sind nicht weiss». Das erscheint auf dem ersten Blick unverfänglich – bis wir nach Evidenz für die Aussage suchen. 

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2022/11/alle-weissen-sind-rassisten-uber-die.html

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Ein halbes Dutzend Keulen

Rhetorik ist die listige Schwester der Logik. Sie tut so, als argumentiere sie zwingend, dabei will sie vor allem eines: manipulieren. Ihr Arsenal steckt voller erprobter argumentativer Keulen. Hier eine kleine Auslage von gegenwärtig beliebten Exemplaren. 

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2022/10/wie-man-einen-diskurs-totschlagt-ein.html

In einschlägigen Kreisen heisst diese Keule «tone trolling» oder «tone policing». Der Ton-Troll stösst sich am Ton seines Gesprächspartners, an einem unglücklich gewählten Wort. Es tut nichts zur Sache, und doch pimpt der Ton-Troll es zur «Sache» auf. Er trägt die Keule des Beleidigtseins, Betroffenseins, Empörtseins immer schlagbereit mit sich,  wartet auf jeden falschen Ton: Schock! Skandal! Shit! 

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Bist du dafür oder dagegen?  Transphil oder transphob, vegan oder nichtvegan, regulierten oder deregulierten Markt, Impfen oder Nicht-Impfen, Waffenlieferung an die Ukraine oder nicht? Der Imperativ des Positionsbeziehens ist endemisch. Aber vergessen wir nicht das Gegenteil des Entweder-oder,  das Weder-noch. Und darauf verweist der Wortstamm von «neutral»: keines von beiden. Man verbindet damit gern die Haltung des Ausweichens, Zauderns, Lavierens. Roland Barthes, Autor der berühmten «Mythen des Alltags», zählte das Weder-noch-Denken seiner Zeit zu diesen Mythen. «Ninisme» nannte er es («ni.. ni..»). Er meinte damit ein Denken, das sich dank eines «mythischen» neutralen Standpunkts über den damaligen Konflikten zwischen links und rechts als erhaben wähnt: «Man wägt Methoden mit der Waage ab, belädt ihre Schalen nach Gutdünken, um sich selber als unbelasteter Schiedsrichter betrachten zu können (..) Schon möglich, dass unsere Welt zweigeteilt ist, doch man kann sicher sein, dass über dieser Spaltung kein neutraler Gerichtshof waltet: keine Rettung für die Richter, sie sitzen im gleichen Boot». 

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2022/09/nzz29.html

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Der Schlimmstmöglichkeitssinn

Der französische Philosoph André Glucksmann schrieb 2015 kurz vor seinem Tod: «Wer davon überzeugt ist, dass es die ganz grosse Krise, die grosse Katastrophe nicht mehr geben kann, handelt sie sich erst recht ein». Glucksmann bezog sich auf den Einmarsch Russlands in die Krim 2014. Der Satz passt wie massgeschneidert auch auf die gegenwärtige Situation. Wir friedensgewohnten und konfliktentwöhnten Bürger westlicher Demokratien haben deren Verletzlichkeit aus unserem Denkhorizont nahezu ausgeschlossen. Der Publizist Richard Herzinger diagnostizierte kürzlich ein Wahrnehmungsdefizit: die Gefahrenverleugnung. Verbunden mit dieser Verleugnung sei «ein kollektiver Verlust des Kurzzeitgedächtnisses in Bezug auf frühere katastrophale Erfahrungen mit der vernichtenden Gewalt agressiver Feinde von Freiheit und Menschenwürde». 

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2022/07/nzz-12.html

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Physik, Mathematik und Logik sind wunderbare Instrumente der Rationalität. Sie schufen auch die Grundlagen des modernen Kriegs: Nuklearwaffen, Computer, Spieltheorie. Alle drei Aspekte finden sich personifiziert in einem der brillantesten Geister des 20. Jahrhunderts, John von Neumann. Der Mathematiker leistete Pionierarbeit in der Nuklearphysik, in den Computerwissenschaften und in der Theorie politischer Konflikte. Und er war eine Inspirationsquelle für die Figur Dr. Strangelove im Kinofilm von Stanley Kubrick. 

Für John von Neumann waren alle Probleme rational lösbar, am besten durch Berechnung. Im «Manhattan Project» entwarf er zum Beispiel einen ingeniösen Bombenmechanismus zur Spaltung von Plutonium – der Mechanismus sollte dann Nagasaki dem Erdboden gleich machen. Neumann, ein rabiater Antikommunist, war Verfechter eines präemptiven Nuklearschlags gegen die Sowjetunion…,..

https://kaeser-technotopia.blogspot.com/2022/05/nzzas-15.html

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