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Posts Tagged ‘Ayeda Alavie’

„In niez bog-zarad“, sagt man auf Persisch: „Dies wird auch vorbei gehen“, aber was, wenn es nicht vorbei geht? Was, wenn die Erlebnisse einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Tages andauern? Was, wenn sie zu einem Raum werden? Einem Raum, in dem die Sinne und Dinge herausgeschnitten sind aus ihrem Kontext. In dem die Erinnerungen ein Eigenleben aus früheren Zeiten führen. Dorthin kehrt auch die Erzählerin dieses Features immer wieder zurück. Sie kehrt zurück um sich mühelos an sich selbst erinnern zu können. Sie ist eine Entwurzelte. Eine Erzählerin. Für sie wird eine Badewanne mal zu einem Topf Suppe voller Deutscher Worte, die sie täglich zu sich nimmt. Und mal zum Meer. Süßwasser wird salzig. Wie damals, wie am Kaspischen Meer. Dieses Meer nimmt sie immer wieder in sich auf. Wenn sie Heimweh hat. Wenn die Suche nach Identität sie in die geborgene Zeit ihrer Kindheit zurückführt. Als sie sich trotz Krieg und Unsicherheit am Kaspischen Meer geborgen fühlte. Was gab ihr damals die Sicherheit und Geborgenheit, die sie jetzt vermisst? War es das Salz des Meereswassers? Oder die Großmutter am Strand mit dem Zimt-Gebäck? So sitzt sie in ihrer Meeresbadewanne und gibt dem Wasser Salz.

https://www.hoerspielundfeature.de/ankommen-in-der-deutschen-sprache-zimt-riecht-auf-der-100.html

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Als ich in der deutschen Sprache ankam

Die iranische Schriftstellerin Ayeda Alavie kam nicht nur an einen anderen Ort, sie kam auch in einer neuen Sprache an. Ein Feature über die Gefühlswelt des Ankommens, über Erinnerung, Heimweh und Heimat.

Zimt

Leise schneit es. Am Anfang ist alles weiß. Wie ein weißes Blatt. Dann wird allmählich alles matschig. Zerknittert durch die liederlichen Schritte. Es ist Februar. Gerade vorhin habe ich mein Studium beendet. Mit einer Eins in Linguistik. In der mündlichen Prüfung. Dabei ging es um die Bedeutung der Bedeutung und um die Unbestimmtheit der Übersetzung. Ich rede mit niemandem mehr in meiner Muttersprache. „Zum Schluss wirst Du Deine Muttersprache vergessen, ohne ein gescheites Deutsch gelernt zu haben“, sagt meine Kommilitonin. Ihre ironische Bemerkung hat etwas Wahres in sich, denke ich schweigend, während ich versuche, das, was sie gerade auf Deutsch sagte, in meine Muttersprache zu übersetzen. Ich übersetze alles. Nicht nur Worte. Auch Gegenstände. Ich suche überall nach etwas, das Heimat in sich trägt. Etwas Vergleichbares. Übersetzbares. Oder etwas Universelles wie Zimt. – Bayern 2

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