Was ist alles, was wir tun, andres, als eine nervöse Angst, nichts zu sein: von den Vergnügungen angefangen, die keine sind, sondern nur noch ein Lärm, ein anfeuerndes Geschnatter, um die Zeit totzuschlagen, weil eine dunkle Gewißheit mahnt, daß endlich sie uns totschlagen wird, bis zu den sich übersteigenden Erfindungen, den sinnlosen Geldbergen, die den Geist töten, ob man von ihnen erdrückt oder getragen wird, den angstvoll ungeduldigen Moden des Geistes, den Kleidern, die sich fortwährend verändern, dem Mord, Totschlag, Krieg, in denen sich ein tiefes Mißtrauen gegen das Bestehende und Geschaffene entlädt.
Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften – II. Aus dem Nachlaß
30. Januar 2021 von ralphbutler
3 Antworten
Der Text wirkt martialisch, beschreibt aber die Art und Weise, wie der Mensch sich in seiner Umwelt erfühlt und als Wesen abgrenzt, in beständiger Zustimmung und noch mehr Ablehnung, ständig verlangend nach dem sicheren Ja/Nein-Modus, kaum anders“programmiert“ als die 1-0-Folgen als Arbeitsgrundlagen eines Computers. Wie könnte man auch anders einen umfangreichen nahrungs-, luft-, temperatur- und wasserbedürftigen Organismus-Komplex dazu bringen, sich und alles darin vereinte Leben zu versorgen statt mit indifferent mit der Umgebung zu verschmelzen, wie schliesslich im Tod.
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Das Adjektiv martialisch bedeutet „kriegerisch“, „wild“ oder „grimmig“. Je nun, der eine so, der andere so. Ansonsten kann ich natürlich nur beipflichten.
Bei o und 1, fällt übrigens (anderes Thema) ein, dass ein gewisser Herr Govinda ein teuer zu erkaufendes Buch über das chinesische Orakel I Ging geschrieben hat.
Da schreibt er nun darüber, dass das Orakelbuch auf 1 und O aufgebaut ist oder sich aufbaut. Wie beim Computer: O und 1. So einfach.
Dieses Orakelbuch ist so perfekt, dass man all seine Lebensentscheidungen auf ihm aufbauen könnte. Wenn man es denn zu deuten oder wenigstens zu lesen wüsste.
Mir ist das näher als das westliche Denken. John Cage immerhin, „würfelte“ seine Musik gern mit den Zahlen des I Ging, er hatte hier gestern seinen großen Tag.
Und endlich, Leben und Tod, sind auch wie 1 und O. Nichts weiter. Ganz einfach.
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Das I Ging finde ich auch hochinteressant, poetisch und sehr aufwändig, sich darein zu vertiefen.
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