Der Psychoanalytiker verspürt nur selten den Antrieb zu ästhetischen Untersuchungen, auch dann nicht, wenn man die Ästhetik nicht auf die Lehre vom Schönen einengt, sondern sie als Lehre von den Qualitäten unseres Fühlens beschreibt…. Hie und da trifft es sich doch, daß er sich für ein bestimmtes Gebiet der Ästhetik interessieren muß, und dann ist dies gewöhnlich ein abseits liegendes, von der ästhetischen Fachliteratur vernachlässigtes.
Ein solches ist das „Unheimliche“. Kein Zweifel, daß es zum Schreckhaften, Angst- und Grauenerregenden gehört, und ebenso sicher ist es, daß dies Wort nicht immer in einem scharf zu bestimmenden Sinne gebraucht wird, so daß es eben meist mit dem Angsterregenden überhaupt zusammenfällt. Aber man darf doch erwarten, daß ein besonderer Kern vorhanden ist, der die Verwendung eines besonderen Begriffswortes rechtfertigt. Man möchte wissen, was dieser gemeinsame Kern ist, der etwa gestattet, innerhalb des Ängstlichen ein „Unheimliches“ zu unterscheiden…
https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=974
bonanzamargot schreibt dazu und dem ist nichts hinzuzufügen:
ich schätze, wir sind vom unheimlichen umgeben und ausgefüllt. auch die ästhetik gehört dazu. ästhetik ohne das erschaudern existiert nicht. wir erschaudern vor phänomenen des lichts wie der dunkelheit.
das unheimliche verdrängen wir, um in einer selbstgeschaffenen blase des materialismus zu leben. das unheimliche macht uns angst, weil es nicht in wissen zu fassen ist, weil es uns keinen halt gibt. dabei ist es immer da – in der phänomenologie der dinge und erscheinungen. geist und psyche sind ganz und gar unheimlich. wer also die psyche erforscht, ohne sich mit dem unheimlichen des daseins auseinanderzusetzen, wird nur an der oberfläche kratzen.
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