Von Werner Zurfluh: Wer die „Außerkörperlichkeit“ schon selbst erlebt hat, weiß, daß das Ich in diesen Zustand wachbewußt bleibt und seinen Zustand als außerkörperlich erkennt. Diese Existenzform – so ungewohnt sie auch sein mag – kann kritisch gegenüber dem Alltäglichen abgegrenzt werden. Das Ich verfügt über ein kontinuierliches Bewußtsein und die gewohnten Denkkategorien – und es handelt besonnen. Das Wahrnehmungsvermögen bleibt vollständig intakt und ist unter Umständen sogar wesentlich erweitert. Die Außerkörperlichkeit ist demnach zumindest eine gefühlsmäßig gesicherte Erfahrungsgewißheit. Von der Bewußtheit her gesehen entspricht sie dem Selbstverständnis des Ich im Alltag.
Daraus ließe sich die Folgerung ziehen, daß die „Außerkörperlichkeit“ als Beweismittel für ein „Leben nach dem Tode“ bestens geeignet ist. Es fehlt auch nicht an experimentellen Versuchen, welche die Körperunabhängigkeit schlüssig beweisen wollen. Wer heute von sich mit einigem Nachdruck und überzeugend behauptet, die Außerkörperlichkeit schon mehrmals selbst erlebt zu haben, dem wird die Kompetenz zugeschrieben, gewisse Fragen mit Leichtigkeit beantworten zu können. Tatsächlich wurde mir schon oft die Frage: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, gestellt. Man scheint dabei prinzipiell von der Annahme auszugehen, daß ich – wenigstens für mich selbst – diese Frage definitiv beantworten könne. Leider ist dem nicht so, weshalb meine „Antworten“ den Fragestellern nie gefallen haben. Einmal wurde sogar die Dreharbeit bei einem Fernsehinterview unterbrochen, nur weil ich mir erlaubt hatte, die Frage als solche zu hinterfragen… oobe.ch
Es überrascht mich keineswegs, daß viele nicht verstehen können, daß es mir aus praktischen und erkenntnistheoretischen Gründen unmöglich ist, die Frage „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ zu bejahen oder zu verneinen. Beantworten ließe sich diese Frage meines Erachtens nur innerhalb eines ganz bestimmten Weltbildes, nämlich desjenigen, aus dem heraus sie gestellt wurde...