Abu Hamid al-Ghazzali (gest. 1111), um das Zeitzeichen für eine kleine Notiz zu setzen, steht für die so genannte theosophische Mystik. – Ghazzali hatte ein Büchlein verfasst, die „Lichternische“, in der man eine geradezu „theosophisch“ anmutende Lichtmystik findet… – 80 Jahre nach dem Tode Ghazzalis wurde in Aleppo ein junger persischer Denker wegen seiner kühnen Theorien getötet. Das war Schihabaddin as-Suhrawardi, der „Meister der Erleuchtung“. Für Suhrawardi ist Existenz gleich Licht. Dieses absolute Licht erreicht die geschöpfliche Welt durch ungezählte vertikale und horizontale Ordnungen von Engelswesen. Der Archetyp der Menschheit unter den Engeln ist Gabriel, und alle Dinge werden ins Leben gerufen durch den Laut von Gabriels Schwingen. Aufgabe des Menschen ist es, das existentielle Licht zu erkennen und sich ihm anzunähern, und je stärker er sich von den Dunkelheiten des eigenen Ich löst und vom Licht durchdrungen wird, desto näher kommt er dem Göttlichen. Die Seele, so sagt Suhrawardi, befindet sich in einem dunklen Brunnen im Westen und hat ihre Lichtheimat vergessen, wenn sie wieder Kunde davon erhält, wird sie sich auf den Weg zur Heimat aufmachen und schließlich Jemen (…) erreichen, wo die Erzengel lokalisiert sind.
Als Suhrawardi 1191 wegen angeblicher Ketzerei sterben musste, machte gerade ein junger Mann aus Murcia, Spanien, auf sich aufmerksam: Ibn Arabi. Manch einer bringt gerade seinem Namen mit dem Sufismus in Verbindung, er als der größte Meister … (Annemarie Schimmel).