Über allen Tieren, die der Mensch gefangenhält, hängt sein Todesurteil. Es ist zwar – oft auf lange – suspendiert, doch begnadigt wird keines. So gibt der Mensch seinen eigenen Tod, dessen er sich sehr wohl bewußt ist, an seine Tiere ungestraft weiter. Die Spanne Lebens, die er ihnen gönnt, hat etwas von seiner eigenen; nur daß bei ihnen er aufpaßt, wann sie ihr Ende erreicht hat. Ihr Tod fällt ihm leichter, wenn er viele besitzt und einzelne aus der Herde zum Schlachten herauslöst. Seine beiden Ziele, die Vermehrung seiner Herden und die Tötung einzelner Tiere, die er braucht, lassen sich sehr wohl vereinen. Auf diese Weise, als Hirt, ist er mächtiger als jeder Jäger. Seine Tiere sind beisammen und entgehen ihm nicht. Die Dauer ihres Lebens liegt in seiner Hand … Aus der Gewalt des Jägers wird die Macht des Hirten.
Elias Canetti – Masse und Geschichte – 233/234 – Masse und Macht – Fischer 2014
Oh, das ist hervorragend! Danke für’s Zitieren!
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vergleiche hierzu mein Legebild „der Hahn“ https://gerdakazakou.com/2015/06/18/der-hahn/
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Moin. Zu diesem Thema wiederhole ich heute noch einmal „Jagen und Streicheln“, eine Sendung des Deutschlandfunks. Text/PDF.
Beste Grüße und einen Guten Morgen Euch beiden!
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